In Spanien braucht bekanntlich auch jeder Ort seinen Rekord und Villaluenga kann gleich mehrere vorweisen: Mit 420 Einwohnern und den Kirchenstufen auf 872 Metern Höhe ist es der kleinste und höchstgelegene Ort der Provinz Cádiz. Und mit sechs Käsereien die Hauptstadt des Queso Payoyo, der aus der Milch von Cabras Payoyo und Ovejas Merina de Grazalema – zwei autochthonen Rassen – hergestellt wird. Das alles erklärte uns Ismael, unser sympathischer Wanderführer, der unter anderem Bergläufe wie die 100 Millas Sierras del Bandolero organisiert.
Ismael kennt in der Gegend jeden Baum und Strauch, z.B. einen Mesto, eine seltene, natürliche, aber nicht fortpflanzungsfähige Kreuzung von Encina und Alcornoque oder Encina und Quejigo, einer weiteren Eichenart. Den Mesto zeigte er uns auf dem Weg zu den Llanos del Republicano, die angeblich so heißen, weil sich die Republikaner dort im Bürgerkrieg vor den Franquisten versteckten. Oder von ihnen in die Höhlen geworfen wurden, wofür es aber keine Beweise gibt. Kann sein, dass die Geier, die auf dem Weg zum Puerto del Correo über uns kreisten, sie beseitigt haben.
Der Puerto del Correo, besser bekannt als Tiro de la Barra, war der steilste Aufstieg an diesem Tag, den wir aber nach einer kurzen Rast mühelos meisterten; allen voran die jungen Mädchen. Danach ging es auf der Ruta de los Refugios durch das Llano de los Navazos del Líbar bis zum Refugio de los Pinsapos, einer Art Wanderhütte, in der man die Nacht im Schatten der seltenen, autochthonen Tannen verbringen kann. Sie wurden dort aber erst vor ein paar Jahrzehnten angepflanzt.
Auf dem Rückweg zu den Llanos del Republicano hatten wir herrliche Aussichten auf die Sierra de Grazalema. Die Vorfreunde auf ein kühles Bier beflügelte unsere Schritte, auch wenn mir der Wiederanstieg vor Villaluenga steiler und länger vorkam als der Abstieg auf dem Hinweg. So kamen wir pünktlich zum Mittagessen am Mesón Taurino an. Dank der Vorbestellung wurden wir prompt bedient und konnten gestärkt, wenn auch nicht alle gastronomisch überzeugt die Heimfahrt antreten. Einige von uns warfen vorher noch einen Blick in die kurios geformte Plaza de Toros, die – noch ein Rekord – natürlich die älteste der Provinz ist und in der just an diesem Tag eine Corrida de Novillos stattfand.
Wir hoffen, dass Euch der Ausflug gefallen hat, und freuen uns schon auf unser nächstes Treffen. Voraussichtlich am 11. Dezember steigt unsere Weihnachtsfeier, für die Christoph netterweise die Tür hoch und das Tor weit macht. Merkt Euch den Termin schon mal vor.
Euer Michael Wendenburg.